verwackelte Videos stabilisieren – Bildstabilisierung

YouTube und Konsorten suggerieren: Videobearbeitung ist nicht schwer. Zahlreiche Videos, mittlerweile auch in HD Qualität und extrem professionell, wie z.B. das Promovideo der Nikon D800 vermitteln: Alles ganz easy: Einfach Kamera kaufen und drauf halten.

Zurzeit beschäftige ich mich ziemlich intensiv mit meiner Flugdrohne(n) für Luftaufnahmen. Da liegt der Gedanke, das statische Bild mit bewegten Bildern zu ergänzen nicht weit. Was das Fliegen selbst betrifft, stellen die Luftbilder bzw. Luftvideos kein Problem dar. Schwieriger ist es eine halbwegs passable Kameraführung also schöne ruhige Luft-Videoschwenks hin zu bekommen.

Neben den beiden ferngesteuerten Helikoptern (Mikrocopter) – der eine ein Spaß- und Übungsgerät, der andere eine professionelle Arbeitsmaschine, die auch eine schwere Spiegelreflexkamera tragen kann – stehen mir als Videokameras 2 ziemlich untypische Videocam Arten zur Verfügung: eine GoPro Hero HD2 und eine Nikon D5100. Ein „echter“ Camcorder wie z.B. eine Sony HDR-CX730E Full-HD wäre zwar bzgl. Vibrationsanfälligkeit sicher idealer, aber mir geht es jetzt nur um einige Tests.

Spaß-Helikopter mit GoPro Hero HD2

Das erste Video erstelle ich mit dem Mini-Helikopter, auf den ich die GoPro Kamera HD Hero2 direkt drauf klebe, also ohne an eine Vibrationsentkoppelung zu denken. Die Kamera stelle ich dabei auf die maximale Auflösung, also auf 1080p: 1920×1080, 30FPS, ein. Ich absolviere eine Copterfahrt ohne Gedanken an die Kameraführung zu verschwenden.

Das Ergebnis ist kurz gesagt katastrophal! Ein unbrauchbares Video. Vor allem der Rolling Shutter Effekt des CMOS Sensors, gepaart mit den Vibrationen der Copter-Propeller, macht der GoPro ordentlich zu schaffen. Dazu kommt die schlechte Kameraführung. Ich lerne schnell, dass Drehungen um die eigene Achse überhaupt nicht gut ausschauen, dass man am besten konstant die Kamera zu einem Objekt hinbewegt, wegbewegt oder entlang eines Objektes führt bzw. in mein Fall fliegt.

Mikrokopter mit Nikon D5100 und VR Objektiv

Für den nächsten Test nehme ich den großen Helikopter mit Kameraaufhängung im Gespann mit der Nikon D5100 und einem VR Objektiv. Ergebnis: Der Rolling Shutter Effekt ist viel geringer, vor allem, weil die Kameraaufhängung die Helikopter-Bewegungen ausgleicht, aber leider schlagen die Propellervibrationen immer noch stark bis auf das Video durch. Die Kameraführung ist nicht optimal, aber das hängt mit dem Können des Piloten zusammen *g*

Ok, Kameraführungen wie bei aufwendigen Filmproduktionen wird man im Flug nie hinkriegen, da ich schlecht Führungsschienen in der Luft verlegen kann, aber bei wenig Wind und ruhigen, halbwegs passablen, konstanten Fahrten müsste man schon eine einigermaßen angemessene Kameraführung hinbekommen.

Video Stabilisierungstest

Damit steht nun das Rohmaterial für die Stabilisierungstests zur Verfügung.

Nun geht es ans Eingemachte. Obwohl ich Videoneueinsteiger bin, mache ich mir keinen großen Kopf, denn schlussendlich bin ich Besitzer und professioneller Anwender der Adobe Master Kollektion. Photoshop, Dreamweaver, Illustrator, Indesign, alles kein Problem, da werde ich wohl auch mit Adobe Premiere zurechtkommen.

Weit gefehlt! Die Adobe Premiere Oberfläche ist für Videobearbeitungseinsteiger, die noch dazu vom Videomaterial und dessen Eigenschaften wenig Ahnung haben, auch wenn sie nur eine einzige spezifische Aufgabe lösen wollen (Video stabilisieren), ein Labyrinth!

Darum probiere ich es zuerst mit zwei Tipps eines Kollegen:

Stabilisierungstipp 1:

Das Freeware-Gespann aus Virtualdub und dem Deshaker verwenden.

Stabilisierungstipp 2:

Das Video Stabilisierungstool Mercalli, welches es auch als Plugin für Adobe Premiere gibt, ausprobieren.

Die Freeware-Variante Virtualdub mit Deshaker ist schnell installiert. Auch Anleitungen über die Handhabung finde ich genügend. Aber die Programmoberfläche ist für Videolaien ziemlich abschreckend. Ich verliere schnell die Lust, mich mit englischen Anleitungen und Videofachbegriffen rum zu schlagen. Hallo, ich habe die Adobe Master Collection, warum sollte ich mir dieses englische Video-Fachgesimpel antun…

Dann trotzdem lieber das kostenpflichtige Mercalli Plugin für Adobe Premiere ausprobieren. Auf der Website des Herstellers steht zum Glück eine Textversion zur Verfügung, sodass ich schadlos probieren kann.

Das Plugin ist recht schnell installiert und in der Anwendung echt einfach. Super. Die Ergebnisse sind nicht gerade berauschend, aber das Ausgangsmaterial (Videos mit CMOS Senser, Rolling Shutter Effekt und extreme Vibrationen) stellt die Software auf eine extrem harte Probe.

Videostabilisierung mit Adobe After Effects

Ok, das war es dann. Plötzlich springt mir eine bis dato unbekannte Software aus meinem Windows Startmenü entgegen. Adobe After Effekts. Was ist denn das? Muss auch irgendwie mit Video zu tun haben.

Tante Google weiß den Unterschied:

Premiere ist eine reines Schnittprogramm, After Effects ist eine Compositing– und Animationssoftware, mit der man Effektsequenzen zu Videos hinzufügen kann. Aha, das habe ich auch. Schön.

Noch schöner: After Effekts bietet Kamerastabilisierung von Haus aus. Huhuuu! Aha, Tracking (Spurverfolgung), Tracker für die Stabilisierung von Bewegungen oder für das Verfolgen von Bewegungen. Ich probiere es aus, aber so ganz das Wahre scheint das gepaart mit meinen Vibrationsproblemen und den Rolling Shutter Problemen nicht zu sein. Ich brauche ein Weilchen bis ich kapiere, dass ich den After Effects Tracker nur für kurze Sequenzen sinnvoll anwenden kann.

Schon will ich es fast dabei belassen, da springt der Mocha aus dem Loch. Mocha, was ist das? Der Mocha-Tracker ist ein Tracker, mit dem man im Unterschied zu After Effects nicht nur Punkte, sondern auch Masken und Pfade tracken kann. Wieder Anleitungen und Videotutorials suchen und ausprobieren. So langsam explodiert der Zeitaufwand für meine Stabilisierungstests.

Mocha und After Effects arbeiten zwar gut zusammen, der Arbeitsablauf ist aber aufwendig und vor allem richtig rechenintensiv und die Ergebnisse sind nicht perfekt, weil ich unbedingt darauf versessen bin, das gesamte Video zu stabilisieren und nicht nur kurze Sequenzen.

Adobe TV ist immer wieder mein Freund. Es dauert nicht lang bis ich auf das Lern-Video mit der Verkrümmungsstabilisierung aufmerksam werde. Uffa, da werde ich jetzt auch noch die neue After Effects 5.5 Version installieren müssen.

Der neue Verkrümmungsstabilisierer ist das Highlight im neuen After Effects CS5.5: Er ist als Effekt umgesetzt und analysiert in einem ersten Schritt den Video Clip, um in einem zweiten Schritt das Video zu stabilisieren. Dabei kann man mit Hilfe von allerhand Parametern die Stabilisierung steuern. Das Ganze funktioniert im Vergleich zu all meinen obigen Tests am einfachsten und besten. Damit wäre eigentlich schon ein Kaufkriterium für das Update der Master Collection 5.5. gefunden.

Stabilisierung mit Youtube

So, nun ein Video auf YouTube hochladen. Geschafft. Huch, was sehen da meine Augen? Eine Schaltfläche „Stabilisieren“. Das gibt es ja nicht! Ein Klick und das aufwändige Stabilisierungsproblem ist gelöst! Den Upload eingerechnet sogar schneller als es mein PC mit After Effects 5.5. hinbekommt. Ich könnte mir die Haare raufen!

Was soll’s, wieder einige Stunden Lebenszeit ärmer, aber um einiges Wissen und viele Erkenntnisse reicher…

Videostabilisierung – Test Videos

Quadrocopter mit GoPro Hero HD2 – unstabilisiert


Quadrocopter mit GoPro Hero HD2 – Video 1080p HD, unstabilisiert, Videocam und Helikopter bzgl. Vibrationen nicht entkoppelt.

Quadrocopter mit GoPro Hero HD2 – stabilisiert mit YouTube


Quadrocopter mit GoPro Hero HD2 –Video 1080p HD, stabilisiert mit YouTube. Videocam und Helikopter bzgl. Vibrationen nicht entkoppelt.

Hexacopter + Kameraaufhängung + GoPro – unstabilisiert


Hexacopter + Kameraaufhängung + GoPro – Video 720p HD, unstabilisiert. Videocam und Helikopter bzw. Vibrationen mit Kameraaufhängung etwas entkoppelt.

Hexacopter + Kameraaufhängung + GoPro – stabilisiert mit YouTube


Hexacopter + Kameraaufhängung + GoPro – Video 720p HD, stabilisiert mit YouTube. Videocam und Helikopter bzw. Vibrationen mit Kameraaufhängung etwas entkoppelt.

Video Test Stabilisierung – unstabilisiert


Video Test Stabilisierung – Video orginal 1920 x 1080, 24 Bilder/sec, Auflösung für YouTube Upload stark reduziert, Video unstabilisiert. DSLR Nikon D5100, CMOS Sensor, Helikopter und Kamera durch Kameraaufhängung etwas entkoppelt.

Video Test Stabilisierung – stabilisiert mit YouTube


Video Test Stabilisierung – Video orginal 1920 x 1080, 24 Bilder/sec, Auflösung für YouTube Upload stark reduziert, Video stabilisiert mit YouTube. DSLR Nikon D5100, CMOS Sensor, Helikopter und Kamera durch Kameraaufhängung etwas entkoppelt.

Video Test Stabilisierung – stabilisiert mit After Effects und der Verkrümmungsstabilisierung


Video Test Stabilisierung – Video orginal 1920 x 1080, 24 Bilder/sec, Auflösung für YouTube Upload stark reduziert, Video stabilisiert mit After Effects und der Verkrümmungsstabilisierung. DSLR Nikon D5100, CMOS Sensor, Helikopter und Kamera durch Kameraaufhängung etwas entkoppelt.

Video Test Stabilisierung – stabilisiert mit After Effects Verkrümmungsstabilisierung und erweiterter Analyse


Video Test Stabilisierung – Video orginal 1920 x 1080, 24 Bilder/sec, Auflösung für YouTube Upload stark reduziert, Video stabilisiert mit After Effects Verkrümmungsstabilisierung und erweiterter Analyse. DSLR Nikon D5100, CMOS Sensor, Helikopter und Kamera durch Kameraaufhängung etwas entkoppelt.

Hoteltipps für Ihren Wanderurlaub in Südtirol

14 thoughts on “verwackelte Videos stabilisieren – Bildstabilisierung”

  1. Gerhard says:

    Interessant den super Beitrag zu lesen, vor allem weil ich eigentlich genau den gleichen Weg hinter mir habe 🙂
    Selbst die Geschichte von der Master Collection und dem YouTube Deshaker habe ich detto erlebt!.
    Vom Heli zum Kopter und seit einer Woche habe ich jetzt die Sony cx730 im Einsatz. Ein kurzes Video von meinem „Werdegang“ habe ich auch gemacht, allerdings ist im Video noch keine Stabilisierungssoftware verwendet worden. Ich tüftle noch…
    http://www.youtube.com/watch?v=5IX-x8PBXMg

  2. Webmaster says:

    Hallo Gerhard,

    sehr interessant dein Video. Danke! Hast du beim zweiten Teil des Videos wirklich nix nachträglich stabilisiert? Auch nicht mit YouTube? Das wäre dann aus meiner Sicht schon mal gewaltig gut. Scheint, dass eine Sony cx730 schon sehr gut mit den Coptervibrationen zurechtkommt. Ich will aber unbedingt bei einer Spiegelreflex bleiben. Mal schauen ob es mit einem guten VRII stabilisierten Nikon Objektiv besser wird. Perfekt muss das Video ja auch nciht werden, denn mittlerweile habe ich so einigermaßen die Verkrümmungsstabilisierung von After Effects im Griff, die arbeitet nicht schlecht, wenn auch sehr langsam….

    Grüße

    Dietmar

  3. Gerhard says:

    Hallo, nein 100% keine Softwarestabi (auch nicht YT) verwendet. So kommts aus der Kamera. Gestern haben wir nochmit einem anderen Kopter getestet, dort ist es noch besser, auch die kleinen Randzitterer sind dort weg.
    Das schöne an der Sache ist, dass ich einen Funkkanal-Auslöser für die Kamera habe und damit jetzt neben der Umschaltung Foto/Video auch noch zoomen kann. Wird immer besser – jetzt müssen nur noch meine Kopter in der Luft bleiben 🙂

  4. Webmaster says:

    Umschaltung Foto/Video: sehr cool, möchte ich auch. Bei meiner Spiegelreflex kann ich leider nur einmal von Video auf Foto umschalten, dann nicht wieder zurück…
    Mittlerweile habe ich einen Skyline http://www.photohigher.co.nz/products/flight-and-gimbal-control-systems/skyline-gyro-rsgs für Gimbal. Leider riesige Probleme mit Jitter direkt vom Skyline. Ich warte sehnlichst auf ein Firmwareupdate….
    Und ja, die Copter müssen in der Luft bleiben, das ist natürlich das größte Problem *g*
    Habe hier in der Gegend schon öfter mal GPS Probleme. Dann wird es happig wenn man manuell fliegen muss und etwas weiter entfernt ist…

  5. Gerhard says:

    Hallo Dietmar,
    ich habe jetzt ein neues Video gemacht, diesmal mit Stabilisierung auf Youtube.
    https://www.youtube.com/watch?v=a_aXjUVjFK4&hd=1

    Passt Dein Skyline System jetzt?

  6. Webmaster says:

    Ja die Minivibrationen bekommt die Youtube-Stabilisierung recht gut raus. Schönes Video.

    Skyline:
    Es gibt jetzt scheinbar ein Update, das aber mit Hardwareumbau verbunden ist. Ich warte mal noch ein zwei Wochen bis andere getestet haben und werde erst dann an die Problematik ran gehen 😉
    Habe es zum Glück nicht sehr eilig….

  7. Hennek Bruno says:

    Sehr gut stabilisierte Videos bekommt man mit dem Stabilisierungsfilter im Videoschnittprogramm EDIUS Pro 6.5 von Grass Valley.

    Beste Grüsse,
    Bruno

  8. Thomas says:

    danke für den guten Vergleich – bin selber gerade am überlegen wie ich am einfachsten zu guten Flugaufnahmen für meine Urlaubsvideos komm. Dank deinen Tipps weiss ich zumindest jetzt was ich besser alles nicht (z.b Adobe für teilweise teures Geld) ausprobieren muss. Letzter Plan – warten auf DJI Phantom Vision + nachträgliches „Entwackeln über Youtube“. Deine Lösung mit dem großen Copter + Gimbals etc. ist hier sicher klar besser aber so ists zumindest ein kostenseitig vertretbarer Mittelweg.

  9. Stephan Matzoll says:

    Hallo, wollte nur mal fragen welchen Helicopter du hast für die DSLR Kamera? Hast du auch ein Gimbal wo du die Kamera bewegen kannst oder nur eine starre und gefederte Halterung.

  10. Webmaster says:

    Hallo Stephan,

    mittlerweile fliege ich einen Okto mit Gimbal AV2-AV200 und Skyline RSGS Gimbal Stabilisation. Die Videos hier im Betrag sind mit einer anderen Ausrüstung gemacht worden. Teilweise ohne Gimbal, teilweise mit.

    Grüße
    Dietmar

  11. Juno says:

    Hervorragend, vielen Dank für den Tipp!! War auch dran, Stunden/Tage/Woche in Tüfteleien mit After Effects zu investieren… Was mich beim Stöbern nach Lösungen in Punkto Dronen-Aufnahmen noch sehr beeindruckt hat, ist die Verwendung eines ND-Filters. Die Aufnahmen werden dadurch viel smoother – ich denke in Kombi mit der Stabilisierung dann perfekt!

  12. Webmaster says:

    Hallo Juno,

    danke für den Tipp mit dem ND-Filter. Hat aber wahrscheinlich nur damit zu tun, dass man dadurch die Belichtungszeit entsprechend wie fürs Filmen gewünscht verlängern kann. Es geht also nicht um den ND-Filter sondern um die Belichtungszeit.

    Stichwort: 180 Grad Shutter-Regel, welche besagt: Belichtungszeit fürs Filmen = 1/(Framerate*2). Belichtet man länger bekommt man mehr Bewegungsunschärfe, belichtet man kürzer gibt es einen Staccato-Effekt.

    Grüße
    Dietmar

  13. GGA says:

    Hallo,

    nach dem ich mein Video bei youtube hochgeladen haben, bakam ich die meldung, ob ich diese stbilisieren möchte. was ich auch gemacht habe. gibt bitte die möglichkeit die stbilisierung aufzuheben ? wenn ja wie wird diese gemacht?

  14. Webmaster says:

    Hallo GGA,

    wenn du in Youtube angemeldet bist, dein Video im Videomanager angeklickt hast, dann kannst du auf „Video verbessern“ (Zauberstabsymbol) klicken. Dort kannst du entweder der Schaltfläche „Stabilisieren“ ausschalten (man sieht ziemlich schlecht ob sie ein oder aus ist). Speichern nicht vergessen. Alternativ kannst genau du mit der Schaltfläche „Orginal wiederherstellen“ das Orginalvideo so herstellen, dass sämtliche Youtube Verbesserungen entfernt werden. Diese Schaltfläche befindet sich auch unter „Video verbessern“.

    Grüße
    Dietmar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert