Spiegelreflex Sensor reinigen bzw. Tiefpassfilter reinigen – Erfahrungsbericht

Spiegelreflexkameras haben gegenüber Kompaktkameras einen großen Vorteil: das Objektiv kann gewechselt werden. Leider ergibt sich daraus auch ein Nachteil. Beim Wechsel des Objektivs können Staubpartikel auf den Tiefpassfilter der vor dem Sensor sitzt gelangen.

Diese feinsten Staubpartikel, die mit bloßem Auge meist nicht sichtbar sind, bewirken graue, störende Punkte im Bild. Diese unschönen „Sommersprossen“ sieht man vor allem auf gleichmäßigen Flächen z.b. am Himmel. Sie sind je nach Verschmutzung nur bei kleinen Blenden sichtbar. Bei meiner Spiegelreflex waren die Punkte bereits ab Blende 11 schwach und unscharf und bei Blende 29 stark und scharf sichtbar. Klar, wenn mal solche Sachen: Egetmannumzug Tramin fotografiert, musste das ja kommen!

Was tun? Wie kann der Sensor der Spiegelreflex Kamera gereinigt werden?

Nikon macht im Handbuch darauf aufmerksam, dass der Sensor nur mit einem Blasbalg „abgepustet“ werden darf! Andere Reinigungs-Methoden lassen die Garantie erlöschen! Mit blasen habe ich es schon probiert. Erfolg: sehr mäßig!

Ich mache mich im Internet schlau und finde, unter anderem, folgende Methode zur Reinigung des Tiefpassfilters vor dem Sensor:

Aus der Apotheke besorgen:

  • Isopropanol-Alkohol am besten in einer Pipettenflasche (Kostenpunkt: 3,00 Euro)
  • Ohrenspritze (Kostenpunkt: 2,90 Euro)
  • Wattestäbchen, die nicht fusseln (Kostenpunkt: 2,90 Euro)

Macht also insgesamt 8,80 Euro

Arbeitsschritte Reinigung Sensor:

  • Akku voll laden, denn wenn die Kamera durch Energiemangel automatisch ausschaltet wird der Spiegel automatisch zugeklappt, was etwas ungünstig ist, wenn er dann auf ein Wattestäbchen raufknallt!
  • Objektiv entfernen
  • Im Kamera Menü Sensorreinigung einstellen und den Auslöser betätigen, sodass der Spiegel hochklappt und der Sensor bzw. Tiefpassfilter sichtbar wird.
  • Den Sensor mit dem Blasbalg (Ohrenspritze) auspusten. Die Kamera so halten, dass der Staub rausfallen kann.
  • Wattestäbchen mit dem Isopropanol-Alkohol benetzen und den Sensor damit benetzten.
  • Anschließend mit zweitem trockenem Wattestäbchen, den Sensor trocknen.

Soweit zur Theorie. Ich habe bei der ganzen Sache ein mulmiges Gefühl im Bauch und überlege mir ob ich diese Selbstreinigungsanleitung wirklich wagen will. Soll ich lieber ein professionelles Reinigungsset kaufen oder sogar eine „Profiservice“ ranlassen? Nein geht nicht, keine Zeit. Der Sensor muss jetzt sofort sauber werden! Ich brauche die Kamera in den nächsten Tagen.

Zuerst mache ich ein Testfoto mit Blende 16:

Testfoto Blende 16
Testfoto Blende 16

Dann benutze ich den Blasbalg und mache wieder ein Testfoto mit Blende 16:

Testfoto Blende 16
Testfoto Blende 16

Ergebnis: eine drastische Verschlechterung! Das mulmige Gefühl im Bauch wächst!

Dann benutze ich ein Wattestäbchen, tröpfle einen Minitropfen Isopropanol drauf und streiche leicht über den Sensor, wo ich die Verschmutzung vermute. Wieder ein Test-Foto. Dieses Mal mit Blende 25 um die Verschmutzung noch besser sehen zu können:

Testfoto Blende 25
Testfoto Blende 25

Ergebnis: viel besser! Ich bin nun etwas erleichtert und denke mir dass ich den Sensor mit noch einen Versuch, mit etwas mehr Isopropanol, sicherlich zu 100% sauber bekomme. Ein zwei Pünktchen und ganz leichte Schlieren sehe ich nämlich noch.

Also dieses Mal mehr Isopropanol und über den Sensor streichen. Ups, der Alkohol trocknet extrem schnell von selbst und hinterlässt extrem starke Schlieren! Angst macht sich breit! Schnell ein Testfoto, wieder mit Blende 25 gemacht:

Testfoto Blende 25
Testfoto Blende 25

Ergebnis: Katastrophe!

Was machen? Ich denke mir, dass ich das Isopropanol irgendwie als ganzen Film auf den Sensor bringen muss. Durch das Steichen mit dem Wattestäbchen entstehen nämlich extreme Schlieren. Ich habe nun nicht mehr viel zu verlieren und tröpfle einen einzigen Tropfen Isopropanol Alkohol mit der Pipette auf den Sensor. Das Isopropanol verbreitet sich homogen auf dem Tiefpassfilter. Ich halte die Kamera etwas schräg, damit der Alkohol in eine Ecke ablaufen kann. Schaut gut aus.

Aber o Schreck! Sobald der Alkohol zu trocknen beginnt, ergibt sich auf dem Sensor ein Muster, wie ein ausgetrockneter Lehmboden. Testbild mit Blende 25:

Testfoto Blende 25
Testfoto Blende 25

Ergebnis: Totalkatastrophe! Resignation! Es hilft nichts, werde die Kamera wohl einschicken müssen. Das ist der Worst Case, denn das heißt ein Monat auf den Fotoapparat verzichten.

Jetzt ist eh alles egal, darum entschließe ich mich für noch einen letzten Versuch. Isopropanol hinterlässt Schlieren und trocknet viel zu schnell. Ok, dann probiere ich es einfach mit Wasser. Ich halte ein sauberes Wattestäbchen unter den laufenden Wasserhahn und streiche über den Sensor. Das Muster auf dem Sensor löst sich auf. Jawohl, klappt ja. Das Wasser hinterlässt aber kleine Wasserperlen auf dem Sensor. Beim Abtupfen mit einem trockenen Wattestäbchen entstehen wieder leichte Schlieren. Also nochmals von Vorne. Neues Wattestäbchen unter den Wasserhahn halten, den Sensor damit abwischen und versuchen alle Wasserperlen in eine Ecke – außerhalb des Sensorbereichs – zu drängen. Ja, scheint zu funktionieren. Was mache ich nun mit der Wasserperle im Eck? Abtupfen? Nein, lieber einfach warten bis sie von selbst auftrocknet. Ich sehe schon, dass Wasser ist zu kalkhaltig. Destilliertes Wasser wäre idealer gewesen. Egal, der Tropfen befindet sich außerhalb des Sensorbereiches. So nun wieder ein Testfoto mit Blende 25:

Testfoto Blende 25
Testfoto Blende 25

Ergebnis: Jawohl, geht ja! Schaut schon viel besser aus. Perfekt ist zwar was anderes, aber für heute lasse ich es lieber sein. Bei kleineren blenden ist eh nichts mehr zu sehen.

Hier noch einige Vorher-Nachher Fotos:

Vorher Blende 16:

Testfoto Vorher Blende 16
Testfoto Vorher Blende 16

Nachher Blende 16:

Testfoto Nachher Blende 16
Testfoto Nachher Blende 16

Vorher Blende 25:

Testfoto Vorher Blende 25
Testfoto Vorher Blende 25

Nachher Blende 25:

Testfoto Nachher Blende 25
Testfoto Nachher Blende 25

Was lernen wir aus dem Selbst-Reinigungsversuch?

  • Der Blasbalg hilft bei der Sensorreinigung oft nicht weiter.
  • Anleitungen aus dem Internet sind oft gefährlich.
  • Isopropanol – wenn überhaupt – nur nutzen, wenn ein Fettfleck oder festgeklebter Staub zu entfernen ist!
  • Wasser, am besten destilliertes Wasser, hilft!
  • Zum Glück hält der Sensor – bzw. der Tiefpassfilter vor dem Sensor – mehr aus, als ich vermutet habe!

So nun bleibt mir nur noch übrig meine Stirn von den Schweißperlen zu reinigen. 😉

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13 thoughts on “Spiegelreflex Sensor reinigen bzw. Tiefpassfilter reinigen – Erfahrungsbericht”

  1. Jan-Dirk says:

    Vielen Dank für deinen Beitrag.

    Das ist Wissen in reeller Anwendung wie man sie gerneöfter lesen/nutzen würde.
    Wissen das wirklich weiterhilft, keine versteckte Werbung enthält
    und funktioniert.

    Vielen vielen Dank.

    Jan-Dirk aus Hof

  2. admin says:

    Hallo Jan-Dirk,

    danke für deine positive Rückmeldung. Hast du die Reinigung mal selbst ausprobiert? Ein Risiko stellt so eine Aktion immer dar auch wenn man bei anderen liest, dass es geklappt hat…

  3. rafael says:

    Oh ja, von dem Risiko kann ich ein Lied singen. Hab mir vor 2 Jahren mal eine Olympus damit zerschossen. Mit der neuen Canon gabs aber noch keine Probleme.

  4. egal says:

    Da hast du das falsche Isopropanol zum reinigen deines Sensors geholt.
    Ich weiss jetzt nicht genau aber die Apotheken dürfen nur welche verkaufen mit geringen Alkohol Anteil man muss sie schon richtig bequatschen um über 90%igen zu bekommen und schwören das man kein Alkoholiker ist und dann kostet so ein kleines Fläschchen 1,80€ (Jan. 2009) ich habe meine Apot. auch blöd angeschaut ups so günstig. Sie „ja weil das unverdünnt ist da haben wir keine Arbeit mit. Normalerweise bekommen sie das auch nicht… wir haben es auch nicht immer aber gestern haben wir Arznei gemischt… in dieser Stärke hält es auch nur 1 Woche man könnte auch sagen hat es Wasser gezogen und wir können es selbst nicht mehr verwenden“

  5. admin says:

    Hallo egal,

    danke für deine informative Rückmeldung. Sollte ich nochmals eine Alkohol-Reinigung benötigen, dann werde ich deinen Ratschlag befolgen und versuchen über 90%igen zu bekommen.
    Solange es aber mit Wasser auch funktioniert, werde ich lieber destilliertes Wasser verwenden, denn Sensor damit abwischen und den durch den Sensorschmutz verschmutzten Wassertropfen, der sich dann nicht restlos auftupfen lässt, in eine Ecke des Sensors wischen, außerhalb des sichtbaren Bereiches. Damit habe ich nun sehr gute Erfahrungen gemacht! Habe diesen Vorgang bereits drei Mal angewendet mit Erfolg, sodass sich erst bei sehr großen Blendewerten leichte Problemstellen im Bild zeigen. Beim Alkohol hatte ich das Problem, dass er extrem schnell vertrocknet, ich es zeitlich nicht schaffte den Alkohol in die Ecke des Sensors zu wischen. Der aufgetrocknete Alkohol hinterließ aber Schutzspuren an seinen Rändern, genau gleich wie man das an Glasscheiben im Sonnenlicht sieht, wenn es zuerst drauf geregnet hat. Mein Problem war also nicht so sehr das „Putzmittel“, sondern das Werkzeug mit dem man das „Putzmittel“ inklusive angesammelten Staub/Schmutz restlos entfernt!

  6. Maxl says:

    Schöner Artikel, vielen vielen Dank.
    Eine weitere Methode die ich entdeckt habe:
    Wattestäbchen aus der Apotheke (so ähnliche wie beim Arzt, lange Holzstäbchen) dann versuchte ich es mit destilliertem Wasser, es klappt aber noch effektiver wenn das Display angehaucht wird.. Ja genau, angehaucht! 🙂

    Mit ein wenig Übung feuchtet man die gewünschten Stellen durch gezieltes anhauchen an und wischt mit dem Ohrstäbchen von links nach rechts, über das ganze Display – nach 3-4 Bahnen ein neues Wattestäbchen verwenden.. Falls Fusel hängen bleiben, mit dem Blasebalg wegpusten.. Fertig!

  7. Webmaster says:

    Hallo Maxl,

    danke dir. Werde deinen Tipp bei der nächsten Gelegenheit probieren auch wenn ich mittlerweile ziemlich cool an die Sensorreinigung rangehe, weil sich gezeigt hat, dass der Sensor schon etwas aushalten kann. Ok, bei einer alten Kamera nimt man es natürlich nicht ganz so genau *g*

    Grüße
    Dietmar

  8. Smokenfasan says:

    Moin,

    Danke für die guten Beiträge. :-)), werde es dann auch mal probieren.

    lg

  9. Thomas says:

    Die Reinigung des Tiefpassfilters ist schon so eine Sache. Ich danke für die gute Anleitung! Hätte mich ohne diese Informationen nicht selbst rangetraut. Ich selbst habe den besten Erfolg mit einem Reinigungsset erzielt der Firma eyelead. Habe damit meine Pentax K20d sowie die Pentax Kr meiner Tochter wieder pico bello gekriegt. Schön finde ich die beiliegenden Pads die die Größe des „Sensors“ haben. 2-3 Tropfen Reinugungslösung auf das Pad dann von Links nach rechts und umgekehrt. FERTIG! Einziger Wermutstropfen ist der Preis des Sets (2112 ca. 27,00 Euro) Es liegen 12 Pads bei. Das heisst pro Reinigung betragen die Kosten ca. 2,25 Euro. Immer noch billiger als die Kamera in den Fachhandel zu geben. Die ganze Prozedur am besten in einem Raum mit hoher Luftfeuchtigkeit vornehmen da dort der Staub am besten gebunden wird! (Bad oder Waschraum).
    Ansonsten Danke für die vielen Informationen hier! LG Thomas

  10. Webmaster says:

    Hallo Thomas,

    danke dir für deine Erfahrung.

    LG
    Dietmar

  11. Stefan Brumme says:

    Guten Tag!
    Ich habe auch schon mehrere Methoden zur Sensorreinigung ausprobiert. Die für mich beste Methode: Ein trockenes Wattestäbchen (!). Man braucht dazu helles Licht (Sonne) und eine Lesebrille, dann kann man den Staub gut erkennen. Zunächst schnippe ich ein paar Mal mit dem Finger auf die Watte, damit das Wattestäbchen selber staubfrei ist. Dann streiche ich die Staubkörnchen, die sich auf dem Sensor befinden mit dem Wattestäbchen weg. Entweder der Staub bleibt gleich an der Watte hängen oder ich schiebe ihn über den Rand hinaus. Fertig!
    Bei klebrigem Staub (z.B. Pollen), mag diese Methode nicht funktionieren. Hatte ich aber in den letzten 1 1/2 Jahren nicht.
    LG, Stefan B.

  12. cmsadmin says:

    Hallo Stefan,

    vielen Dank für deinen wertvollen Kommentar. Bei nicht klebrigen Staub ist das sicherlich eine Möglichkeit.

    Grüße
    Dietmar

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