Web 2.0 und soziale Netzwerke ein Chance für Werbetreibende?

Nachdem ich nun in recht kurzer Zeit auf drei Quellen gestoßen bin, die sich auch mal kritisch mit soziale Netzwerken wie Facebook, Google Dienste, Twitter, Apps & Co. auseinandersetzten, komme ich nicht drum herum auch meine Meinung zum Besten zu geben.

Zuerst die drei Quellen:

Erste kritische Quelle zu sozialen Netzwerken und Web 2.0 Diensten

Tim Schumacher CEO/Vorstandssprecher der Sedo Holding AG hat einen interessanten Artikel mit dem Titel: Welche Gefahren Facebook, Google, Twitter und Apple für Unternehmen bergen verfasst. Ok, der Mann möchte natürlich nicht zuschauen wie seine Felle davon schwimmen, trotzdem im Artikel stecken schon so einige interessante Aspekte:

Nehmen wir an, wir haben als Unternehmen eine Unmenge an Zeit und Energie in z.B. den Aufbau einer Facebook Seite (öffentliche Fanpage) hineingesteckt. Nun sollten wir uns fragen:

  • Was passiert wenn Facebook uns morgen ausschließt?
  • Was passiert wenn Facebook morgen pleitegeht? (Achtung Facebook dient hier nur als Beispiel.)
  • Was passiert wenn der heute kostenlose Service morgen kostenpflichtig wird?

Herr Tim Schumacher folgert: sein Onlinegeschäft bzw. seine Onlinewerbung hauptsächlich auf Facebook, Twitter, Google oder Apple aufbauen ist gleichbedeutend wie z.B. sein Hotel auf einem gemieteten Grundstück zu bauen. Wenn morgen der Grundstückbesitzer nicht mehr vermieten will, pleitegeht oder einfach die Miete vertausendfacht was dann?

Zweite kritische Quelle zu sozialen Netzwerken und Web 2.0 Diensten

Im WIKU, Ausgabe Nr. 37, Titelgeschichte: Mit Facebook in den Urlaub überwiegen die positiv eingestellten Stimmen. Trotzdem findet man auch einige kritische Aussagen z.B. von Herrn Helmut Tauber vom Hotel Unterwirt in Feldthurns: „Man muss auf diesen Plattformen mit Werbebotschaften sehr behutsam umgehen“ und Frau Evelin Schraffl vom Hotel Zirm in Olang berichtet, dass in ihrem Betrieb für Facebook & Co eigens eine Mitarbeiterin abgestellt wurde. Ich frage mich ob sich Hotelier XY dieses Aufwands bewusst ist? Auch Herr Christof Engl, Direktor der Südtiroler Marketing Gesellschaft, sagt: „Wer die Zeit bzw. die Mitarbeiter dafür nicht aufbringen kann, soll es bleiben lassen.“ Auch darin steckt die Botschaft: Achtung ein sinnvolles Engagement im Web 2.0 ist aufwendig und langwierig.

Dritte kritische Quelle zu sozialen Netzwerken und Web 2.0 Diensten

Hanspeda bringt es in seinem Kronplatzblog mit dem Artikel „Ist Südtirols Gastgewerbe reif für das Web2.0?“  auf den Punkt: zuerst die Hausaufgaben bzgl. „normalem“ Webmarketing machen und dann an Web 2.0 denken. Hanspeda meint damit: bevor man sich Gedanken zum schwierigen Web 2.0 Marketing macht, sollte man über folgende Aspekte, die schneller ein besseres Kosten/Nutzen Verhältnis bringen, nachdenken:

  • Hat mein Betrieb Kennzahlen? Was darf eine Anfrage kosten? Wie kann ich den ROI (Return of Investment) berechnen. Verfüge ich über das nötige Knowhow und die notwendige Technik dafür?
  • Kann ich eine Besucherstatistik richtig lesen? Weiß ich Ende eines Jahres ob sich der bezahlte Portaleintag XY ausgezahlt hat oder nicht?
  • Hanspeda meint auch, dass die Präsenz in einem großen Online-Buchungsportal ein Muss ist. Da kann ich mich, wenn ich die Südtiroler Stadthotels außen vor lasse, nicht ganz anschließen. Aber wem vor allem die Präsenz wichtig ist und sich nicht zu viel an Buchungen erwartet, der kann es ja mal probieren. Fürs Branding ist es sicherlich nciht schlecht da präsent zu sein.
  • Habe ich eine gepflegte E-Mailadressdatenbank? Schaffe ich es interessante Newsletter zu verfassen?
  • Wer in meinem Betrieb hat das Knowhow? Wäre vielleicht eine entsprechende Schulung nicht nur der Sekretärin, sondern auch der oberen Entscheidungsetagen, von Nöten?
  • Bin ich im Suchmaschinenmarketing (SEM) wirklich sattelfest oder sollte ich das besser einem Profi überlassen?

Fasse ich diese drei Quellen zusammen ergibt sich daraus ziemlich genau meine Meinung:

Soziale Netzwerke, social Media, Facebook, Twitter & Co. können eine interessante Möglichkeit fürs Marketing sein, aber man sollte sich stets bewusst sein, was damit erreicht werden kann, wie hoch der Aufwand ist und welche Gefahren drohen.

Ich selbst nutzte gerne Facebook und Twitter um per RSS meine Freunde auf neue Wanderberichte oder 360 Grad Fotos aufmerksam zu machen, schreibe aber ungern wertvollen Inhalt auf Drittportale. Meine Inhalte kommen auf kein fremdes „Grundstück“, da kommt höchstens ein Abklatsch oder ein Hinweis (meist in Form eines Teasers per RSS) hinauf.

Werbebotschaften können in sozialen Netzwerken nur indirekt gestreut werden. Bemüht man sich im Web 2.0 nur aus diesem Grund, dann wird sich die Kosten Nutzen Rechnung nicht für jeden Betrieb aufgehen.

Bevor ein Engagement im Web 2.0 ins Auge gefasst wird, solle man mal darüber nachdenken ob anderweitige Hausaufgaben, welche schneller was bringen, noch zu machen sind:

  • Kennzahlen ermitteln
  • Marketingstrategien messen und bewerten können
  • E-Mailmarketing
  • Über die Präsenz in Onlinebuchungssystemen nachdenken
  • Eigenen Content erzeugen und traditionell (auf eigener Website) veröffentlichen bzw. über die Aufwertung der eigenen Website nachdenken.
  • Knowhow im Betrieb aufbauen

Wenn das alles passt und vor allem wenn man Freude am Web 2.0 hat (das ist meiner Meinung nach ein sehr wichtiger Punkt!), dann kann man auch den Schritt ins mittlerweile nicht mehr ganz so neue Web 2.0 wagen…

Hoteltipps für Ihren Wanderurlaub in Südtirol

9 thoughts on “Web 2.0 und soziale Netzwerke ein Chance für Werbetreibende?”

  1. Martin says:

    was ich mir bei der werbeschaltung in den sozialen netzwerke schwierig vorstelle ist die themenrelevanz der anzeigen, wenn es keine klaren gruppen oder ähnliches gibt ist es schwer genau die richtigen anzeigen auszuliefern.

  2. mathias says:

    Moin aus Flensburg,

    zunächst mal danke für den Beitrag. Ich glaube nicht, dass meine eine erfolgreiche Vermarkung, die ausschließlich auf sozialen Netzwerken basiert, funktioniert. Twitter und Facebook können helfen, die Bekanntheit und das Vertrauen von Produkten/ Marken zu steigern, aber direkte Verkäufe halte ich für unwahrscheinlich. (ich bin bei facebook um zu netzwerken und nicht um was zu kaufen – wenn ich online shoppen möchte, wird entweder gegoogelt oder preissuchmaschinen benutzt.) Weiterhin sind die zeitlichen Aufwendungen die in soziale Netzwerke inverstiert werden, für viele mittelfristig nicht rentabel, so dass viele schnell die Lust verlieren.

  3. Webmaster says:

    @mathias: Ich lasse deinen Kommentar einfach mal so stehen, obwohl du da einen Backlink zu einem Schnaps-Shop machst 😉

  4. Seo Matrix says:

    Ausschließlich würde ich nicht sagen aber Facebook und Twitter sind auf jeden Fall ein Besucher Garant. Anzeigen lassen sich übrigens wohl ausrichten (Targeting)

  5. Grundsätzlich kann man Facebook von 2 Seiten beleuchten. Der Vorteil ist natürlich, dass man schnell und günstig (wenn man die Arbeitszeit nicht betrachtet) Bekanntheit aufbauen kann und die Angebote nur einen Klick entfernt sind. Auf der anderen Seite können schlechte Kommentare (ich meine keine konstruktive Kritik) geschäftsschädigend sein und man kann sich nicht wirklich wehren. Auch wenn schlechte PR besser als keine PR sein kann, sind wir gegenüber Facebook und Co noch skeptisch gegenüber eingestellt.

  6. Augur says:

    Langfristig wird es für uns alle sehr eng wenn wir immer nur wie die Lemminge den Anderen hinterher laufen und uns von Großkonzernen abhängig machen, die nur Ihrem Gewinn und Machtstreben verpflichtet sind.
    Charakter beweisen und eigene Wege gehen!
    Langfristig ist das für uns alle von größtem Nutzen.

    Grüße Augur

  7. Webmaster says:

    Bravo Augur,

    ganz meine Meinung. Kostenlos für andere Arbeiten die eh schon sehr viel haben. Nein danke. Dummerweise muss man ein bisl mitmischen, damit man zumindest die Sichtbarkeit wahrt. Charakter beweisen ist das zwar nicht aber…

    Grüße
    Dietmar

  8. Augur says:

    Hallo Dietmar,

    so schnell hätte ich keine Antwort auf meine Bemerkung erwartet.Es war auch eher eine Verstärkung der Vorgängerargumente. Ich bin wie alle anderen Menschen in vielen Bereichen auf das Internet angewiesen, an einigen Konzernen kommt man derzeit nicht vorbei. Mir haben aber die vorsichtigen Kommentare gut gefallen. Mitmischen sollten wir alle.
    Auf deine Webseite bin ich gekommen, weil ich wissen wollte wie man mit PS Bilder auf eine definierte Größe zuschneiden kann, ohne dafür lange herumzublättern…

    Grüße ins sonnige Südtirol und schöne Feiertage.

    Gerhard

  9. Webmaster says:

    Dir auch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch.

    Grüße
    Dietmar

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